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Keine Mehrheit für neues Langlaufstadion
Oberstdorfer Gemeinderat lehnt Vorschlag ab, die von Athleten und Sportveranstaltern bevorzugte Gebäudevariante auf den Weg zu bringen. Ratsmitglieder kritisieren, dass immer noch eine Kostenberechnung fehlt

Mit versteinerten Mienen verließen die Vertreter des Skiclubs Oberstdorf den Sitzungssaal im Alten Rathaus. Sie waren ebenso wie Skiverbandsvertreter und Sportveranstalter gekommen, um die Entscheidung über das neue Langlaufstadion mitzuerleben, das für die Ski-WM 2021 gebaut werden soll. Eigentlich wollte der Gemeinderat nach einem Ortstermin eine Entscheidung treffen. Doch statt eines Startschusses gab es einen Rückschlag. Die Abstimmung endete Unentschieden (10 zu 10), damit war der Beschluss abgelehnt. Begonnen hatte die Sitzung mit einer Überraschung: Bürgermeister Laurent Mies legte dem Gemeinderat einen Beschlussvorschlag mit acht Punkten vor, der erst unmittelbar vor der Sitzung entstanden und den Ratsmitgliedern nicht bekannt war. Darin wurde vorgeschlagen, die von Athleten und Sportveranstaltern bevorzugte Gebäudevariante umzusetzen. Die Pläne beinhalten eine Erweiterung des Hauptgebäudes, mehrere Nebengebäude und eine angehobene Kurve mit Zielbereich, die einen querungsfreien Zugang ins Stadioninnere ermöglicht. Mies legte aber auch eine Liste von Bedingungen vor: Die Eigenbeteiligung des Marktes ist auf die Vorgaben des Haushaltsplanes beschränkt.
Die Vorentwurfsplanung ist bis Ende 2018 umzusetzen, um Kostensicherheit zu haben. Zudem müsse die Projektleitung bis zum Förderantrag, der für Anfang Juli geplant ist, die Nutzfläche reduzieren. Gespart werden soll bei den Wachs-, Gymnastik- und Lagerräumen, der
Athletenversorgung und dem Trainerbüro. Zudem müsse der Projektleiter alle Bereiche des Bauprogramms prüfen und Prioritäten bilden, um
im Mai selbst Sparvorschläge zu machen. Genannt wurden im Beschlussvorschlag Bereiche des Skisprungstadions: Kleinschanzen, Schrägaufzug, Athletenbereich und Bürogebäude. Ungeklärt bleibt, wer Bauherr der Sportanlagen ist. Mies schlug vor, in dem Beschluss zu empfehlen, die Nordische Skisport-GmbH & Co. KG (KG) als Bauherren zu benennen und sich dafür einzusetzen, dass staatliche Zuwendungen weitergeleitet werden können. „Ich habe einen Vorschlag gemacht, in den ich ihre Beschlüsse eingearbeitet habe“, erklärte Mies sein Vorgehen. Eine Gruppe von neun Gemeinderäten hatte Ende Februar einen Antrag von Martin Rees (AO/FDP) unterzeichnet. Sie traten unter anderem dafür ein, den Eigenanteil auf drei Millionen Euro zu beschränken, ein Betriebskonzept für Sprung- und Langlaufstadion vorzulegen, beim Langlaufareal eine Fläche von 1700 Quadratmetern nicht zu überschreiten und ein Rampengebäude auszuschließen. Die CSU kritisierte die von Mies geforderten Einsparungen und hatte einen eigenen Antrag mitgebracht. Darin setzte sich die Fraktion zwar auch für die vom Sport bevorzugte Variante ein, forderte aber eine belastbare Kostenberechnung: Eine Beschlussfassung über den Markt verpflichtende Bauausschreibungen und -vergaben sei nur möglich, wenn Kosten, Eigenanteil und Bauherrenschaft geklärt seien. Obwohl die Sitzung für 20 Minuten unterbrochen wurde, um den Fraktionen Zeit für Beratungen zu geben, fand sich am Ende keine Mehrheit für den Beschlussvorschlag des Bürgermeisters. Auch für den Rees-Antrag und die CSU-Vorschläge gab es keine Mehrheit. Das
gesamte Bauprogramm soll bis Ende Juni stehen, damit Anfang Juli der Förderantrag gestellt werden kann.
Text: Allgäuer Anzeigeblatt, 29.03.2018