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Erfüllung eines Lebenstraums
Kevin Burba startet bei den „Special World Games“ im Schladming. Der 22-Jährige mit Asperger-Syndrom freut sich auf den größten Moment seiner Laufbahn. Vorbereitung mit einem Weltmeister
Mit den ersten Klängen der olympischen Hymne erfüllt sich für Kevin Burba ein Lebenstraum. Am Samstag beginnen im österreichischen Schladming die Special World Games für Menschen mit Handicap. Und mit der Eröffnungsfeier setzt der Skilangläufer vom Skiclub Oberstdorf zum Gipfelsturm auf der größten internationalen Bühne an. Der 22-Jährige leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer milden Variante des Autismus. „Ich freue mich riesig auf diese Herausforderung“, sagt Burba, als ihn unsere Zeitung vor der Abreise telefonisch am Münchner Hauptbahnhof erreicht. „Ich habe mich optimal vorbereitet und bin bereit für die Weltspiele.“
Tatsächlich hat sich der junge Oberallgäuer, der unter einer Entwicklungsstörung leidet, seit Monaten auf Skirollern oder in der Wintersaison auf Langlaufskiern, teils in Dunkelheit mit Stirnlampe, im heimischen WM-Stadion im Ried vorbereitet. Bei den Spielen in Schladming startet Kevin Burba auf der Strecke in der Ramsau über die Distanzen von 7,5 und 10 Kilometer – vielleicht auch in der deutschen Staffel. „Ich freue mich am meisten auf die Athleten und darauf, die neuen Gesichter kennenzulernen“, sagt Burba. „Ich mache mir überhaupt keine Gedanken mehr über das, was damals passiert ist. Jetzt bin ich dabei – es ist umso schöner.“
Große Enttäuschung 2013
Burba erinnert sich dabei an die Special Olympics 2013 in Peyongchang. Denn trotz großer Erfolge in Reihe, wie beispielsweise bei den „Winter Games“ in Garmisch, als er zweimal siegte, durfte der damals 18-Jährige nicht zu den Weltspielen in Südkorea. Der Grund: Für eine Nominierung fehlte Burba die Teilnahme an den Wettkämpfen in Altenberg aus dem Jahr 2011. „Leider haben wir damals noch nicht gewusst, was für ein Leistungspotenzial in ihm steckt. Sonst wäre Kevin schon in Altenberg gestartet“, erinnert sein Vater Joachim Burba. Der 59-Jährige, selbst Curling-Legende, ergänzt: „Danach gab es in zwei Jahren keinen einzigen Qualifikations-Wettkampf. Er hatte keine Chance mehr.“
Auch in den Folgejahren dominierte sein Sohn das Langlauf-Geschehen deutschlandweit. Unvergessen ist sein Triumph bei den Winterspielen 2015 in Inzell, als er die Konkurrenz in beeindruckender Manier über fünf Kilometer dominierte. Das alles ist Geschichte – Olympia ist heute.
„Wir haben uns damals gesagt: 2017 packen wir das“, erinnert sich Burba Senior. Nun ist er da, dieser Moment für Kevin Burba, in dem sich sein Lebenstraum erfüllt. Immer an seiner Seite wird Vater Joachim während der Titelkämpfe sein. Der 59-Jährige betreut gemeinsam mit fünf anderen Trainern 18 Athleten, ist unter anderem für die Skipräparation zuständig. „Ich möchte jedem Einzelnen in der Mannschaft zeigen, dass wir für ihn da sind“, sagt Burba, der selbst etliche Male an Welt- und Europameisterschaften teilnahm und bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver als Helfer im Einsatz war. Nun schickt sich sein Sohn an, auf der größten internationalen Bühne sein Meisterstück zu machen.
Training mit Johannes Rydzek
Hilfe dafür hat sich Kevin Burba von prominenter Stelle geholt. Kein Geringerer als der sechsfache Kombinations-Weltmeister Johannes Rydzek begleitete den 22-Jährigen im Training im Ried. „Er hat sich auf die WM in Lahti vorbereitet und ich auf Schladming“, erinnert sich Kevin Burba, der übrigens im Dezember einen Job als Haustechniker begonnen hat. „Ich habe mir ein paar Tipps für den Doppelstock-Schub und im Skating geholt, damit ich mehr mit den Beinen machen kann“, sagt Burba und fügt an: „Er ist ein toller Typ – und super erfolgreich.“
In der Manier des Oberstdorfer Aushängeschilds will der 22-Jährige in Schladming auch nicht tiefstapeln: „Ich will ganz weit vorne landen – Gold ist mein Ziel.“ Und so wird die Olympische vielleicht nicht die letzte Hymne sein, die Kevin Burba in Schladming hört ...
Text: Allgäuer Anzeigeblatt