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„Gestöpsel am Berg“
Sofie Krehl bei WM-Debüt auf Rang 17. Hanna Kolb beste Deutsche auf Rang elf im Sprint
Besser als erwartet sind die deutschen Langläufer im finnischen Lahti in die Nordische Ski-WM gestartet. Hanna Kolb vom Skiclub Buchenberg schaffte im Klassiksprint mit Rang elf ihr bestes WM-Einzelergebnis. Auch Debütantin Sofie Krehl vom SC Oberstdorf überzeugte mit einem zwölften Platz im Prolog. Am Ende sprang für die nachnominierte 21-jährige Allgäuerin Rang 17 heraus. Wir haben gestern Abend nach dem Rennen Reaktionen eingeholt:
Platz 11: Hanna Kolb
Die 25-Jährige, die gestern ihren ersten und gleichzeitig letzten WM-Einsatz hatte, war im Ziel überglücklich. „Das Halbfinale war mein Minimalziel, als ich das geschafft habe, war ich schon brutal erleichtert und auch stolz, in die Top 12 zu laufen. Denn es sind ja auch einige prominente Namen, die heuer auf dem Podium standen, nicht ins Halbfinale gekommen.“ Für die Buchenbergerin war sogar ein besseres Abschneiden möglich: „An der ersten 180-Grad-Kurve, an der die Läuferinnen vor mir etwas gebummelt haben, hätte ich links vorbeigehen können. Aber das sind Entscheidungen innerhalb von einer Zehntelsekunde. Da liegst du mal falsch, das andere mal wieder richtig.“ Auch der Sportliche Leiter Andreas Schlütter war zufrieden: „Hanna hat beim Saisonhöhepunkt ihr bestes Resultat eingefahren. Was will man mehr.“
Ex-Langläufer Tobias Angerer sah es etwas kritischer: „Hanna und Sandra sind ihre Rennen zu lasch angegangen. Wenn sie da näher dran sind, geht auch im Schlusssprint noch etwas.“ Kolb fliegt am Wochenende wieder nach Hause.
Platz 14: Sandra Ringwald
Die 26-jährige Wahlallgäuerin vom Skiteam Schonach-Rohrhardsberg war sichtlich enttäuscht und selbstkritisch: „Ich hatte mir schon deutlich mehr erhofft.“ Nach Rang 15 im Prolog lief sie zusammen mit Sofie Krehl im vierten Viertelfinal-Lauf und musste sich der späteren Silbermedaillen-Gewinnerin Jessica Diggins (USA) und der Russin Julia Belorukova geschlagen geben. „Ich war etwas zu defensiv und hatte von Anfang an zu wenig Tempo. Das war so ein Gestöpsel am Berg, ich bin nicht mehr vorbeigekommen.“
Platz 17: Sofie Krehl
Die Oberstdorferin ging sowohl die Qualifikation als auch das Viertelfinale beherzt an. Trotz ihres vierten Platzes im ersten K. o.-Rennen (nur die besten zwei kommen weiter) strahlte die Debütantin: „Für mich war das erste WM-Rennen wirklich grandios; eine tolle Erfahrung.“ Im Viertelfinale waren sie und Ringwald „hinten etwas eingeklemmt – sonst wäre vielleicht sogar noch mehr dringewesen.“ Unterstützung von zuhause hatte die 21-Jährige vor Ort nicht: „Dafür kam die Nominierung zu kurzfristig“, sagte Krehl. DSV-Frauen-Trainer Torstein Drivenes lobte die Newcomerin: „Sofie hat hat einen Riesensprung gemacht. Ihr gehört sicher die Zukunft.“
Platz 20: Sebastian Eisenlauer
Der 26-jährige Sonthofer war „einigermaßen zufrieden“, auch wenn er insgeheim gehofft hatte, in die Top 15 zu kommen. „Es fehlt mir die Spritzigkeit und der Punch, der mich letztes Jahr so ausgezeichnet hat.“ Seine Taktik, am ersten Berg rechts außen vorbeizugehen, misslang. „Im Nachhinein hätte ich mir die Kraft lieber gespart.“ Eisenlauers Blick richtete sich schnell nach vorne: „Ich hoffe, dass wir im Teamsprint am Sonntag länger in der Spitzengruppe dabei sind.“
Karl Geiger schaut erst mal zu
Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster hat das Aufgebot für das Springen von der Normalschanze am Freitag (Qualifikation) und Samstag bekanntgegeben. Neben Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler und Richard Freitag kommt Stefan Leye zum Einsatz. Der Willinger sprang gestern im ersten Training 98 Meter weit, Karl Geiger vom SC Oberstdorf kam nur auf 89,5 Meter und muss vorerst zuschauen.
Text: Thomas Weiss | Allgäuer Anzeigeblatt, 24.02.2017